Wednesday, November 14, 2007

Kennt hier jemand Knigge?

Wißt Ihr, was mich hier wirklich annervt?
Das ist die Respektlosigkeit und Ignoranz einiger meiner Mitmenschen.
Es fängt schon morgens an: Ich betrete den Fahrstuhl bei Paychex und nach mir tritt noch ein Kollege dazu. Glaubt ja nicht, dass er mir einen Guten Morgen wünscht!
Das gleiche auch in dem Team, in dem ich arbeiten = sie kommen in den "Raum", rennen einen fast um, weil sie noch so schläfrig sind und geben mir in den seltensten Fällen auf mein "Morning" eine Antwort.
Niest jemand, wünsche ich ganz selbstverständlich "Gesundheit" - niese ich, kommt fast nie eine entsprechende Reaktion. (Ich kann es mir dann aber auch nicht verkneifen, mich zu bedanken!)
Während eines Gespräches wird aus voller Inbrunst gegähnt, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten, ohne mit dem Sprechen aufzuhören oder sich gar hinterher zu entschuldigen.
Die elegantesten Frauen schmatzen beim Essen und reden mit vollem Mund.
Auf der anderen Seite sind die Amerikaner super hilfsbereit und immer freundlich.
Mir ist natürlich auch bewußt, dass andere Länder andere Sitten haben - doch es fällt mir schwer, mich an diese Dinge zu gewöhnen und sie einfach hinzunehmen, eben weil ich anders aufgewachsen bin und anders erzogen wurde (Danke Mama!).
Und zur Kröhnung saß gestern dann in der Adult School eine Asiatin hinter mir, die tatsächlich laut gerülpst hat - Mahlzeit!

7 comments:

Bek said...

Ich hab eher die gegenteiligen Erfahrungen gemacht. Die meisten Leute gruessen sich in der Arbeit wenn man sich ueber den Weg laeuft und meist fangen sie sogar ein Gespraech an. Auch wenn es um andere allgemeine Hoeflichkeitsregeln geht. Was mich noch immer irritiert ist wenn sich jemand wegen Niesen entschuldigt - meiner Meinung nach ist das nicht dasselbe wie Ruelpsen oder aehnliches.

Mikaela Wolf said...

Hi Ihr drei (ein lautes Wuff für Kinny!),
ich kenne das auch eher so, dass die Leute zumindest grüßen. Sogar Fremde auf der Straße. In Deutschland sagt man aber eigentlich auch nicht mehr Gesundheit. Nach dem aktuellen Knigge jedenfalls nicht. Demnach ignoriert man höflich das Niesen. Ich finde das großartig. Mir geht das so auf den Keks, wenn jemand dann gleich "Gesundheit" sagt oder gar noch quer durch den Raum ruft. Bei einer Oma würde ich es aber höflich und leise sagen, da die es wohl so gewöhnt ist.
Der Kieferorthopäde, bei dem ich hier letztens war, hat auch gegähnt, während er mir seine Pläne für meine Beißerchen erläutert hat. Das finde ich auch nervend, genau wie die fehlende Hand vor dem Mund und dieses Schmatzen. Daher könnte ich nie in Asien leben... Aber an sich hab ich hier in L.A. bisher Leute mit vorwiegend guten Manieren getroffen.
Liebe Grüße, Mikaela

Heike said...

Hallo Tanja und Co.
Ich habe die gleichen oder auch ähnliche Erfahrungen gemacht wie du Tanja. Wir hatten über den Sommer hier eine Studentin hier, die nie etwas gesagt hat, wenn sie den Raum betreten hat oder wenn sie nachmittags Feierabend machte. Ich habe sie nachher nur noch das "Phantom" genannt!
Die Leute sind hier sehr unterschiedlich. Es gibt solche und solche. Ich habe einge, bei denen es mir wichitg war, dass ich mich mit ihnen verstehe, darauf aufmerksam gemacht, dass es doch eigentlich eine nette Geste ist, sich morgens zu grüßen und nun machen sie es auch. Das Schmatzen, ok! Bei den Asiaten ist das ein Zeichen des Geschmacks. Es sagt, dass das Essen gut schmeckt. Andere Länder andere Sitten.
Wie gesagt, ich mache Leute auf das aufmerksam was für mich komisch ist. Wenn sie rücksichtsvoll sind, ändern sie es. Ich würde dasselbe tun! (Im Übrigen sage ich auch nicht Gesundheit! Der neueste Knigge sagt nämlich, dass man sich entschuldigen muss!):-)
Gruß aus Michigan
Heike

Anonymous said...

Au Backe, das ist etwas was mir sofort hier aufgefallen ist als ich nach Amerika kam. Da ich in WI wohne, bezog ich das auf die Bauerntrampel hier, aber wie ich sehe ist das anderswo auch nicht anders. Ob das nun in ist im Knigge oder nicht, gescheite Manieren duerfte man doch wenigstens erwarten, aber Ami ist halt ein Mensch ohne Takt und Manieren. Ich bin fast 10 Jahre hier und auf allen Jobs hat man morgens nicht gegruesst und gegaehnt, beim essen geschmatzt und geruelpst, wenn nicht noch im Pausenraum gefurzt. Das hat und kotzt mich immer noch an, sorry fuer mein French. Genauso kennt Ami keine Tischmanieren und hackt das Fleisch mit der Gabel auseinander anstatt ein Messer zu benutzen, und wenn, dann leckt er dieses auch noch ab...wuerg. Supernett und freundlich sind die Menschen schon, aber hinterfotzig auch noch obendrein. Als ich mich einmal bei einem Job ueber die ruepelhaften Manieren und Stoffeligkeit beschwert habe, musste ich mir die dollsten Frechheiten anhoeren da ich ja "Auslaender" bin und demnach keine Meinung zu haben scheine.
Daraufhin habe ich die Stellung verloren weil es in den Augen des Supervisors angeblich eine Frechheit war soetwas kundzutun. Seither habe ich mir das abgewoehnt und halte den Rand und dulde es halt, nur in meinem Haus verbiete ich mir solch Unsinn.

Anonymous said...

also, die *anderen* Benimmregeln in USA sind mir auch schon aufgefallen. Ich bin da aber sehr tolerant und flexibel. Meine Mitmenschen *erziehe* ich einfach durch *gutes Beispiel*. Ich grüße freundlich, wenn ich einem Kollegen begegne.

Daß man neuerdings alle *körperlichen Äußerungen* wie Niesen, Husten, Rülpsen, seiner Mitmenschen höflich ignorieren soll, habe ich auch schon gehört.
Und daß man sich (dazu passend) für seine eigenen *Körperlichkeiten* entschuldigt, ist dann die logische Konsequenz.

Bei Kindern (oder mir sehr nahe stehenden Menschen) sage ich weiterhin *Gesundheit*, wenn sie niesen.
Und *EXCUSE YOU* wenn sie Rülpsen oder sonstwas unanständiges machen.

Lucky Irish said...

Hallo,

auch hier in Irland werden einige Sachen anders gehandhabt als in Deutschland üblich.

Beim niesen sagt hier selten jemand 'Bless you', dafür entschuldigt sich aber der Nieser.

Gegrüßt wird morgens und tagsüber eigentlich immer, wenn ich die allgemeine Grußformel ('Hi, how are you' komprimiert in knapp 2 Sekunden) auch noch etwas zu langsam ausspreche.

Positive Überraschung: Jeder, selbst die größten Lausebengel, bedankt sich beim Aussteigen beim Busfahrer mit einem 'thanks'.

Ebenso positiv: 'sorry' wird überall gebraucht. Selbst, wenn man umgelaufen wird, entschuldigt man sich dafür, im Weg zu stehen.

cu
Franky

BeatrixB said...

Gähnen, rülpsen, sogar pupsen, und Nase popeln - alles in aller Öffentlichkeit, bei Vorlesungen und Konferenzen schon erlebt. Mich wundert gar nix mehr.

Lass dich nicht unterkriegen.

:) Beali